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Am Ende siegt der Pessimismus über die Visionen - Zum Tode von Stanislaw Lem am 27.03.2006
 
 
Am 27.03.2006 starb der polnische Philosoph, Science Fiction Autor und Querdenker Stanislaw Lem in Krakau. In seiner schriftstellerischen Karriere entwickelte er die Visionen von neuen geistigen und technischen Welten, von einer Menschheit die durch den Dienst von Technik und Wissenschaft zu neuen gesellschaftlichen Ufern gelangen kann. Ihm, den am 12.09.1921 in Lemberg geboren Sohn einer polnisch-jüdischen Arztfamilie, gelang es mit seinem literarischen Werk die Science Fiction aus der Ecke des Trivialen, des künstlichen Nichtkunstseins herauszuholen und stellte damit der Science Fiction die Eintrittskarte in das literarisch-geistigen Establishment aus. Zwar findet sich dieses Genre innerhalb des Literaturbetriebes immernoch auf den billigen Plätzen und nicht in den Logen wieder, aber immerhin ein Anfang.
Lem gelang es in seine über 40 Büchern seine technischen Visionen mit einem spielerischen, ironischen Humor zu paaren. Immer auf dem aktuellen Stand des wissenschaftlich Machbaren entwarf er seine Phantastik begleitet von seinem tiefen philosophischen Hintergrund und sozialen Gespür.
Eines von Lems Grundthemen, das er z. B. in den Romanen "Fiasko", "Solaris" und  "Der Unbsiegbare" anlegte, war die Unmöglichkeit des Kontaktes und der Kommunikation zwischen verschiedenen Lebewesen. Dies bezieht sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen aussererdischen Bewohnern und Menschen oder zwischen Mensch und Maschine, sondern im übertragenen Sinne auch zwischen verschiedenen Menschen untereinander.
Aus literarischer Sicht bediente sich der vielbelesene Stanislaw Lem der verschiedensten Schreibformen. Egal ob Roman, Robotermärchen oder seinen fabelhaften phantastischen "Fiktiven Rezensionen" Lem bewegte sich ziel- und schreibsicher auf allen Parketten der Literatur.
Beeindruckend ist neben seinem visionären Werk auch sein philosophisches Schaffen. In diesem beschäftigt sich Lem ausführlich mit der Lage des Menschen in einem modernen technischen Umfeld. Mit zunehmenden Alter entwickelte Lem einen, seinen eigenen Visionen häufig gegenläufigen, Pessimismus über den positiven Sinn und Zweck technischer Entwicklungen. Auch entwickelte er eine herzerfrischende, narrengleiche Art vordergründig wichtigen und unwichtigen Personen und Persönlichkeiten den Spiegel vorzuhalten.
Zum Abschluß und hoffentlich zum angeregten Weiterbeschäftigen mit Stanislaw Lem möchte ich hier noch zwei Zitate Lems aus einem Interview in "Der Zeit" 2004/2005 anführen.
Das erste Zitat beschäftigt sich mit der Weltraumfähigkeit des Menschen.
" Wir sind irdische Wesen und ausserhalb der Erde sind wir halbe Krüppel. Weltraumspaziergang hört sich nur von der Wortbedeutung her nett an. Doch schon die Mondlandung war hier unten sehr schwer nachzuahmen. Die sind da herumgehüpft wie die Frösche...Der Mensch macht sich hier falsche Hoffnungen und Illusionen."
Das zweite Zitat sollten sich alle Lesenden und Medienkonsumierenden stets vor Augen halten:
"Ich bin in einem Alter, wo ich begreife, man kann nicht einmal ein Tausendstel der wichtigen Bücher selber lesen. Im alten Griechenland konnte ein Mensch noch fast alles in sein Hirn hinein packen, was die Menschheit bis dahin erfunden hatte. Jetzt geht das nicht mehr. Wir können uns nur ein paar Tropfen aus dem Informationsozean zu eigen machen. Alles andere ist unmenschlich. Es gibt einfach zu viele dumme Bücher und Autoren, aber wie wollen Sie das ändern."
 
Jochen Falk, 04/2006
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